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Impfempfehlungen
Bei Morbus Waldenström (MW) und bevorstehender oder bereits durchlaufener Chemotherapie spielt der Impfschutz eine große Rolle, weil sowohl die Krankheit selbst als auch die Therapie das Immunsystem schwächen. Dies sind allgemeinen Empfehlungen, die in Leitlinien (z. B. STIKO, ESMO, DGHO) üblich sind. Eine individuelle Impfplanung sollte aber immer mit Hämatologen/Onkologen und ggf. einem Impfzentrum/Infektiologen abgestimmt werden.
1. Vor Beginn einer Chemotherapie
Falls genug Zeit bleibt (ideal: ≥ 2 Wochen vor Therapiebeginn), sollten folgende Impfungen überprüft bzw. aufgefrischt werden:
- Influenza (Grippe): jährliche Impfung, vorzugsweise im Herbst.
- Pneumokokken: sequenzielle Impfung empfohlen
- zuerst PCV13 (Konjugatimpfstoff),
- nach 6–12 Monaten PPSV23 (Polysaccharidimpfstoff).
- COVID-19: Grundimmunisierung und Auffrischung gemäß STIKO.
- Tetanus, Diphtherie, Pertussis (Tdap): Auffrischung alle 10 Jahre.
- Hepatitis B: falls Risiko besteht (z. B. bei geplanter Immunglobulin- oder Blutprodukte-Therapie).
- Herpes Zoster (Gürtelrose): Totimpfstoff (Shingrix®), 2 Dosen im Abstand von 2–6 Monaten. Besonders relevant, da MW-Patienten ein erhöhtes Risiko für Zoster haben.
2. Während einer Chemotherapie
- Impfungen sind meist wenig wirksam, da das Immunsystem geschwächt ist.
- Lebendimpfstoffe sind kontraindiziert (z. B. Masern, Mumps, Röteln, Gelbfieber).
- Wenn unbedingt nötig, werden Totimpfstoffe (z. B. Grippe, COVID-19) auch während Chemo gegeben – besser als gar kein Schutz.
- Optimal ist aber: Impfungen vor der Therapie.
3. Nach Abschluss der Chemotherapie
- Das Immunsystem benötigt mindestens 3–6 Monate (teilweise bis zu 12 Monate), um sich zu erholen.
- Danach kann man mit Auffrischungen oder Neuaufbau der Impfungen beginnen.
- Besonders bei Rituximab oder anderen B-Zell-gerichteten Therapien (häufig bei MW) kann die Impfantwort über Monate stark vermindert sein. Hier gilt: Impfungen frühestens 6 Monate nach der letzten Gabe sinnvoll.
4. Besonderheiten bei Morbus Waldenström
- Immunglobulin-Ersatztherapie (bei sehr niedrigem IgG): Impfungen können weniger wirksam sein. Trotzdem werden sie empfohlen, da ein gewisser Schutz möglich ist.
- Familienangehörige/Haushaltskontakte sollten ebenfalls vollständig geimpft sein (Grippe, COVID-19, Pertussis etc.), um eine „Kokonschutz“-Strategie aufzubauen.
✅ Kurzempfehlung in der Praxis:
- Vor Chemo: Grippe, Pneumokokken, COVID-19, Tdap, Zoster, ggf. Hepatitis B.
- Während Chemo: nur zwingend nötige Totimpfstoffe.
- Nach Chemo: Nach 3–6 (besser 6–12) Monaten Impfstatus prüfen und auffrischen.
- Lebendimpfstoffe meiden, bis der Arzt ausdrücklich Entwarnung gibt.
Hier ist eine Übersichtstabelle zu Impfungen bei Morbus Waldenström und Chemotherapie.
Impfempfehlungen bei Morbus Waldenström & Chemotherapie
| Zeitpunkt | Empfohlene Impfungen | Hinweis |
|---|---|---|
| Vor der Chemotherapie (mind. 2 Wochen vorher, falls möglich) | - Influenza (Grippe, jährlich) | - Totimpfstoffe sind unbedenklich. |
| - Pneumokokken (zuerst PCV13, nach 6–12 Monaten PPSV23) | - Lebendimpfstoffe (z. B. MMR, Gelbfieber) kontraindiziert. | |
| - COVID-19 (Grundimmunisierung + Auffrischung nach STIKO) | - Je früher vor Beginn der Chemo, desto besser der Impfschutz. | |
| - Tetanus/Diphtherie/Pertussis (Tdap) Auffrischung alle 10 Jahre | ||
| - Herpes Zoster (Gürtelrose, Shingrix®): 2 Dosen, Abstand 2–6 Monate | ||
| - Hepatitis B: falls Risiko | ||
| Während der Chemotherapie | - Nur Totimpfstoffe in Ausnahmefällen (z. B. Grippe, COVID-19 während Infektionswelle). | - Wirkung deutlich vermindert. |
| - Lebendimpfstoffe streng verboten. | ||
| Nach der Chemotherapie | - Wiederholung bzw. Auffrischung aller wichtigen Impfungen | - Besonders nach Rituximab oder B-Zell-Therapien: Impfungen |
| (frühestens 3–6 Monate, | falls vorher nicht wirksam. | frühestens 6 Monate nach letzter Gabe, da sonst kaum Antikörper gebildet werden. |
| besser 6–12 Monate danach. | - Grippe & COVID-19 jährlich. | - Impfstatus durch Arzt kontrollieren lassen. |
| - Pneumokokken-Auffrischung je nach Schema. | ||
| - Zoster falls noch nicht erfolgt. | ||
| Zusätzlich | - Familienangehörige & enge Kontakte sollen ebenfalls geimpft sein (Grippe, COVID-19, Pertussis etc.). | - „Kokonschutz“-Strategie: schützt den Patienten indirekt. |
👉 Wichtiger Hinweis: Diese Tabelle ersetzt keine ärztliche Impfberatung. Gerade bei MW hängt viel vom individuellen Zustand (Immunglobulin-Spiegel, Therapieart, Zeitplan) ab. Immer mit Hämatologe/Onkologe absprechen.
Wichtige Quellen & Leitlinien
| Quelle | Inhalt / Bedeutung für Impfempfehlungen bei Immunsuppression / Onkologie |
|---|---|
| STIKO: Hinweise zum Impfen bei | Beschreibt, wie Impfungen bei Menschen mit Immunschwäche (z. B. unter Chemotherapie) zu handhaben sind, z. B. Tot- vs. Lebendimpfstoffe. |
| Immundefizienz | Robert-Koch-Institut: https://www.rki.de/DE/Themen/Infektionskrankheiten/Impfen/Staendige-Impfkommission/Empfehlungen-der-STIKO/Mitteilungen/Tabelle_Immundefizienz.html |
| Onkopedia – „Impfungen bei Tumorpatienten“ (DGHO / AGIHO) | Leitlinie mit Strategien für Impfungen bei Krebspatient*innen unter Berücksichtigung immuntherapeutischer Verfahren. |
| https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/impfungen-bei-tumorpatienten?utm | |
| „Impfen in der Hämatoonkologie“ (Review, Rieger u. a.) | Überblick über Empfehlungen und evidenzbasierte Vorgehensweisen bei malignen Erkrankungen. |
| https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC7943697/?utm | |
| „Impfen bei hämatologischen und | Beschreibt in Fachkreisen die Rolle von Impfstrategien bei Patienten |
| onkologischen Erkrankungen“ (AKDAE / | mit hämatologischen und soliden Tumoren. |
| STIKO-Zusammenfassung) | https://www.akdae.de/fileadmin/user_upload/akdae/Arzneimitteltherapie/AVP/Artikel/2025-01/009.pdf?utm |
| „Leitlinie: Impfstrategien bei | Beschreibt in Fachkreisen die Rolle von Impfstrategien bei Patienten |
| Krebspatienten“ (DGHO / AGIHO) | mit hämatologischen und soliden Tumoren. |
| SpringerLink: https://link.springer.com/article/10.1007/s15015-019-0023-8?utm | |
| Krebsinformationsdienst / RKI: „Impfen | Hintergrundinformationen und praktische Hinweise, wie STIKO- |
| bei Immundefizienz – | Empfehlungen bei Menschen mit Krebserkrankungen angewendet |
| Anwendungshinweise“ | werden sollten. |
| https://www.krebsinformationsdienst.de/fachkreise/nachrichten/detail/linktipp-schutzimpfungen-bei-krebs | |
| GPOH / Patienteninformationen „Welche | Betont, dass Impfungen während der Krebstherapie individuell mit |
| Impfempfehlungen gibt es?“ | dem Behandlungsteam besprochen werden müssen. |
| https://www.gpoh.de/kinderkrebsinfo/content/patienten/behandlung/vorbereitung_und_begleitung/impfungen/index_ger.html?utm |
Literaturverzeichnis
Onkopedia Leitlinien (2019): Impfungen bei Tumorpatienten. Online verfügbar unter: https://www.onkopedia.com/de/onkopedia/guidelines/impfungen-bei-tumorpatienten (Zugriff: 24.09.2025).
Rieger, L. et al. (2021): Impfungen in der Hämatoonkologie. In: Onkologe 27, 794–802. Verfügbar unter: https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC7943697/ (Zugriff: 24.09.2025).
Ständige Impfkommission (STIKO) (2017): Impfen bei Immundefizienz – Anwendungshinweise. In: Bundesgesundheitsblatt 60(4), 410–446. Verfügbar unter: https://link.springer.com/article/10.1007/s00103-017-2555-4 (Zugriff: 24.09.2025).
Graß, H. et al. (2019): Impfstrategien bei Krebspatienten. In: Forum 34, 35–41. Verfügbar unter: https://link.springer.com/article/10.1007/s15015-019-0023-8 (Zugriff: 24.09.2025).
STIKO (2021): Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut. In: Epidemiologisches Bulletin 34/2021. Verfügbar unter: https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC7812975/ (Zugriff: 24.09.2025).
Christopeit, M. (2020): Impfungen bei Blutkrebserkrankungen. DLH-Infoblatt. Verfügbar unter: https://www.leukaemie-hilfe.de/fileadmin/user_upload/dlh_infoblatt_impfungen-Christopeit-2020.pdf (Zugriff: 24.09.2025).
