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Inhaltsverzeichnis
Rituximab
1. Was ist Rituximab?
Rituximab ist kein klassisches Chemotherapie-Medikament, sondern ein Antikörper – ein Eiweißmolekül, das gezielt an bestimmte Zellen im Körper bindet. Es wird im Labor hergestellt (biotechnologisch) und gehört zu den sogenannten monoklonalen Antikörpern. In der Medizin wird es eingesetzt gegen:
Bestimmte Blut- und Lymphdrüsenkrebse (z. B. Morbus Waldenström, Non-Hodgkin-Lymphome, chronisch lymphatische Leukämie) Autoimmunerkrankungen (z. B. Rheumatoide Arthritis, Multiple Sklerose, bestimmte Nierenentzündungen)
2. Wie wirkt Rituximab?
Rituximab sucht gezielt eine Zielstruktur auf der Oberfläche bestimmter Zellen:
Dieses Ziel heißt CD20 – ein „Marker“, der auf fast allen B-Zellen sitzt (das sind Immunzellen, die Antikörper herstellen können). Wenn Rituximab an CD20 bindet, passiert Folgendes:
Signal zur Selbstzerstörung der Zelle (Apoptose) Anlockung von Abwehrzellen, die die markierte Zelle zerstören Aktivierung des Komplementsystems (Teil des Immunsystems), das die Zelle auflöst
💡 Wichtig: Rituximab zerstört gesunde und kranke B-Zellen – es macht also keine Unterscheidung zwischen „normalen“ und „bösartigen“ B-Zellen, solange diese CD20 tragen.
3. Anwendung in der Praxis
Form: Meist Infusion über eine Vene, neuerdings teilweise auch als Spritze unter die Haut (subkutan) Dauer: Erste Infusion oft mehrere Stunden, spätere Infusionen kürzer Therapie-Schemata:
Bei Krebs oft in Kombination mit Chemotherapie (z. B. Bendamustin + Rituximab = BR-Schema) Bei Autoimmunerkrankungen oft alle paar Monate eine Gabe
4. Vorteile
Sehr zielgerichtet, schont viele andere Körperzellen Oft weniger klassische Chemo-Nebenwirkungen wie Haarausfall oder starke Übelkeit Kann auch bei älteren Patient\:innen gut eingesetzt werden
5. Typische Nebenwirkungen
| Nebenwirkung | Warum passiert das? |
|---|---|
| Infusionsreaktionen (Fieber, Schüttelfrost, Hautausschlag) | Immunsystem reagiert auf den fremden Antikörper |
| Infektanfälligkeit | B-Zellen werden reduziert, weniger Antikörper im Blut |
| Müdigkeit | Allgemeine Reaktion des Körpers auf Immunveränderung |
| Seltener: Herzrhythmusstörungen, Blutdruckabfall | Reaktion während Infusion |
| Sehr selten: Reaktivierung von Hepatitis B | Immunsystem wird vorübergehend geschwächt |
💡 Infusionsreaktionen sind meist beim ersten Mal am stärksten und können durch langsamere Gabe + Medikamente (z. B. Kortison, Antihistaminika) deutlich reduziert werden.
6. Besonderheiten
Langzeitwirkung: Nach der Behandlung bleiben B-Zellen oft monatelang niedrig, was den Therapieeffekt verlängert, aber auch Infektionsrisiken erhöht. Keine Wirkung auf Stammzellen: Das Blut kann später wieder neue B-Zellen bilden – der Effekt ist also reversibel. CD20-spezifisch: Andere Zellen ohne CD20 werden nicht direkt angegriffen.
7. Vergleich zu Bendamustin, Ibrutinib & Zanubrutinib
Rituximab: gezielter Antikörper gegen CD20, zerstört B-Zellen direkt Bendamustin: Chemotherapie, zerstört Zellen durch DNA-Schädigung (nicht so zielgerichtet) Ibrutinib/Zanubrutinib: BTK-Hemmer, blockieren das Überlebenssignal von B-Zellen, wirken eher „aushungernd“
💡 In Kombination: Rituximab + Bendamustin = schnelle Tumorreduktion (Chemo) + gezielte B-Zell-Beseitigung (Antikörper) → sehr wirksam bei vielen Lymphomen.
